Macro-FX-Research – Europa-Schulden & Staatsverschuldung

Aug 02, 2018

Über die Schuldenberge in Europa, insbesondere im gemeinsamen Währungsraum bzw. Griechenland, wurde in der Vergangenheit viel berichtet. Im ersten Quartal 2015 sah es laut Eurostat kurzfristig so aus, als ob der Euroraum seit 2008 gerechnet die Kurve kriegen würde.

Maastricht-Grenze eingehalten

Die EU-Mitgliedsstaaten konnten damals aggregiert unter die 3-Prozent-Schwelle, die wichtige Maastricht-Grenze, für das Jahr 2014 rutschen; sprich: es wurden nur noch Defizite von durchschnittlich 2,4 Prozent der gesamten Wirtschaftsleistung (BIP) an frischen Schuldenbergen anhäuft.

Europa-Schulden – Explizite versus implizite Verschuldung

Doch der Schein trug. Es war ein reines Zahlenspiel, das auf Griechenland zurückzuführen war. Der griechische Staat hatte im Jahr 2013 etwa 20 Milliarden Euro auf einen Schlag für die damals durchaus marode Banklandschaft ausgegeben und sich diese Ausgaben im Jahr 2014 gespart. Frankreich gelang der Fall unter die 3-Prozent-Grenze übrigens erst 2017 – mit etwa 97 Prozent Staatsschulden an Bruttoinlandsprodukt. Das waren rund 2.218,4 Milliarden Euro. Das ist übrigens die explizite, also die ausgewiesene Verschuldung. Die implizite Verschuldung steht auf einem anderen Blatt.

Sie beruht auf Leistungsversprechen des Staates an ihre Bürger und stellt somit Pensions- bzw. Rentenzahlungen, Gesundheitsvorsorge etc. dar. Hier seien einige Beispiele aufgeführt. Implizit bewegt sich die Staatsverschuldung Frankreichs bei 153 Prozent. Spanien kommt auf etwa 520 Prozent, Irland auf etwa 624 Prozent und Luxemburg auf 895 Prozent. Das sind keine besonders guten Aussichten für das Rentensystem in diesen Staaten.

Macro-FX-Research – Staatsverschuldung im Euroraum am Beispiel Italien

Wie sieht es heute explizit aus? Die Mehrzahl der Mitgliedstaaten steht in der Kreide und muss sich am internationalen Kapitalmarkt refinanzieren, um fällig werdende Staatsbonds zu bedienen. Die beiden Ausnahmen: Griechenland (180 Prozent) und Deutschland (64 Prozent), wobei die Schuldenquoten erneut am BIP gemessen werden.

Ein besonders gravierendes Beispiel stellt das konjunkturschwache Italien dar. Hier beläuft sich der Schuldenberg auf etwa 2300 Milliarden Euro, wobei etwa 1900 Milliarden davon in Staatsanleihen und anderen Papieren gehalten werden. Etwa 36 Prozent halten Auslandsinvestoren, sogenanntes „hot“ money, das schnell wieder abfließt, wenn Gefahr droht. Italienische Banken halten etwa 17 Prozent, institutionelle Anleger besitzen etwa 22 Prozent.

Die italienische Regierungskrise hat in den vergangen drei Monaten den zehnjährigen BTP (Buoni del Tesoro Poliennali) etwa 8 Prozent Wertverlust eingebracht. Ein Szenario, in dem die Banken zwecks Ertragskraftsicherung die Zinsen hochschrauben und die Kreditvergabe drosseln, würde die italienische Konjunktur hart treffen.

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Kategorie: macro-fx-trading

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